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Das fünfte Ei bleibt unberührt

Aktualisiert: 28. Nov. 2024

Nun ist es schon einen Monat her, das du nicht mehr da bist.

Kein Gassi gehen.

Kein kuscheln.

Kein Schabernack.


Ja und auch das Frühstücksei am Sonntag muss nicht mehr geschält werden.

Das Aufklopfen, das immer das Signal für dich war - meins:




Wenn wir ein Lebewesen verlieren, das viele Jahre teil unserer Familie war, dann bleibt da eine große Lücke, dann bleibt da tiefer Schmerz und es bleibt auch ganz viel Liebe und Dankbarkeit.

Dankbarkeit für die schönen Momente, voller Freude, Verbundenheit und Loyalität.


Mayra wir werden dich nicht vergessen.

Ein Akita ist eben ein Akita und unsere ersten gemeinsamen Jahre waren schon manchmal herausfordernd.

Na, wer geht denn hier mit wem spazieren, haben wir nicht nur einmal zu hören bekommen.


Doch wir haben gelernt und am Ende waren wir ein cooles Team.

Wir sind den Weg bis zum Ende gegangen.

Wir konnten uns so viele Erfahrungen schenken.


Am Anfang eher im außen durch Reibung und Grenzen setzen.

Am Ende eher durch spüren und annehmen ganz tief in uns drin.


Hier geht es für mich heute um die inneren, eher leisen Berührungspunkte um die Berührungen mit dem Tod.


Wir meiden das Thema Tod gern und doch ist es das einzige was wirklich sicher ist, wenn wir auf diese Erde kommen - Irgendwann sterben wir.


Sterben gehört zum leben, wie auch das Atmen.

Solch ein Prozess beginnt schon eine ganze Weile vor dem endgültigen beenden unseres irdischen Seins und wir können diesen Prozess ganz bewusst mit erleben und einfach da sein.




Tiere haben eine andere Wahrnehmung und aus meiner Erfahrung braucht es Mut den Weg anders zu gehen, als der Mainstream es gestaltet.


Mut auch den 'Meinungen' und 'Ratschlägen' (gefragte oder ungefragte) kritisch Gegenüberzustehen und den eigenen Wahrnehmungen plus den Wahrnehmungen vom geliebten Tier zu vertrauen.


Im tiefen Vertrauen verbunden zu bleiben und die Verantwortung voll zu sich nehmen ist die größte Hürde und verursacht das meiste hadern.


Glückwunsch an all die mutigen Wegbegleiter, die diese Reise antreten.

Für mich ist es so, dass das Trauern um das geliebte Tier schon mit der Bewusstwerdung des nahenden Todes beginnt.

Trauern ist ein individueller Prozess und da gibt es kein richtig oder falsch.


Zwei Aspekte sind hier allerdings Essentiell für mich!


Selbstfürsorge - Sorge für deinen Körper und deinen Geist. Ganz einfache Dinge wie essen, trinken und Körperhygiene bringen Routine in den Alltag und helfen dir im Kontakt, Klar und Stabil zu bleiben.


Hilfe holen - auch das ist Fürsorge. Alles was ich selbst nicht leisten kann, mir selbst oder anderen Gegenüber, dafür kann ich mir proffesionelle Unterstützung holen. Um Hilfe bitten fällt uns oft nicht leicht und doch sind diese geteilten Gedanken, oder ein erfahrenes Mitgefühl, ein wichtiger Schritt zur eigenen Heilung. Außerdem gibt es oft zusätzlich hilfreiche Impulse oder Erfahrungen, die uns unterstützen, im Vertrauen weiterzumachen.


Doch eh wir zu den Phasen des Trauern's kommen, möchte ich hier erst über den Sterbeprozess berichten.

Mir selbst hat es sehr geholfen diesen Prozess aufgegliedert erfahren zu dürfen, denn Tiere können dies ja nur auf ihre Art mitteilen und je mehr ich persönlich verstanden habe, eine Art Orientierung hatte, um so achtsamer konnte ich mich einlassen.





Nach dem nächtlichen platzen des Tumors Anfang August und dem klaren Willen das eigene Sterben anders gestalten und erleben zu wollen, war nun endgültig klar das der Sterbeprozess von Mayra lief.


Nach dem anfänglichen Leugnen, der Hilflosigkeit und des Verhandelns war nun das 100 % Commitment da:


Wir gehen so wie es für dich richtig ist!

Wir machen uns die Zeit bis dahin zu unserer Zeit!


So konnten wir noch drei Monate reisen, kuscheln, Freude und Weinen teilen.

Sterbephasen:

Es löst sich der Körper von der Seele. Dieser Prozess ist mit Veränderungen des Körpers verbunden.

Der tibetische Buddhismus vertritt hier die Sichtweise das der Körper sich in seine vier Elemente auflöst.


Feuerphase - hier kommt es zu Hitze- und/oder Kälteempfindungen, da sich die Körpertemperatur verändert. Die Tiere suchen wärme oder kälte. Gerade die Extremitäten können kalt sein.

Es ist viel Unruhe im Körper und trotz Schwäche laufen die Tiere oft herum.

Später kann es zu schreien oder Bewusstseinsveränderungen kommen.

Es wird das irdische Sein verarbeitet und die letzte Kraft für die Vollendung dieser Phase aufgebracht.


Wasserphase - hier trinken die Tiere viel und verlieren Körperflüssigkeiten.

Und/oder sie trinken nicht mehr und der Körper trocknet aus.

Das Wasserlassen wird eingestellt.

Schleimhäute können hier austrocknen, oder vermehrt Schleim produzieren.

Die Austrocknung des Körpers ist 'normal' und eine künstliche Flüssigkeitszufuhr würde hier den Sterbeprozess erschweren.


Erdphase - hier frisst das Tier nur noch wenig, oder stellt das fressen ganz ein.

Sie müssen nur wenig oder gar kein Kot mehr absetzen.

Die Tiere magern ab, werden unbeweglich und steif. Sie schlafen sehr viel.


Luftphase - Rassende und an sich veränderte Atmung. Bis schließlich, nach dem letzten Atemzug der Tod einsetzt.


Dieses Verständnis über die unterschiedlichen Ablösungsphasen hat uns sehr geholfen im Vertrauen zu bleiben. Wir sind oft so weit weg vom natürlichen Prozess, das wir unnötig viel tun und den eigentlichen Sterbeprozess eher stören.


Mich so bewusst einzulassen war ganz neu und ungewohnt, doch rückblickend betrachtet ist da sehr viel Frieden und Dankbarkeit in mir.


Ich habe den Raum halten können, damit Mayra es auf ihre Weise tun konnte, ohne Beschleunigung oder Hinauszögern.




Ich bin nicht tot, ich tausche nur die Räume. Ich leb' in euch und geh' durch eure Träume.

-Michelangelo-



Nach dem Tod ist bei mir die Anspannung abgefallen und eine Erschöpfung war zu spüren.

Ja und auch eine Art Erleichterung, denn mein Wunsch und die Absicht war ja, das sie allein entscheiden darf, wann und wie sie von dieser Welt geht und ihren Körper verlässt.


Uns war klar wo und wie Mayra ihre letzte Ruhestätte findet und so entstand dann eine Geschäftigkeit um alle Vorbereitungen zu treffen.


Auch da haben wir geschaut, was für wen wichtig ist. Jeder durfte genau so Abschied nehmen, wie es für ihn richtig war. Viel zu oft bekommen wir vorgeschrieben, wie wir uns zu verhalten haben.





Wertschätzung hat für mich nichts mit der im Mainstream kursierenden Vorstellung von Ritualen zu tun und Beerdigungen sind vor allem wichtig für die die zurück bleiben. Für ihre Verarbeitung und die Würdigung und Dankbarkeit des Lebens und unseres Körpers im allgemeinen.


Erinnerungen trage ich im Herzen und halte sie durch Gespräche lebendig.

Doch auch Trauern ist ein Prozess und wie weiter oben schon angesprochen, hat er für mich schon in den Sterbephasen begonnen.


Es gibt verschiedene Konzepte und Modelle zum Thema Trauern. Eines der bekanntesten ist das Phasenmodell von Elisabeth Kübler-Ross. Dieses Model wurde ursprünglich für Menschen entwickelt, die mit dem Tod konfrontiert wurden und erst später auf den Trauerprozess angewendet.


Diese fünf Phasen erleben nicht alle Menschen und auch ihre Reihenfolge kann variieren.

Verleugnung - wir wollen den Verlust nicht wahr haben und fühlen uns wie betäubt

Wut - Ärger über die Situation und/oder die anderen Personen

Verhandeln - wir versuchen den Verlust rückgängig zu machen (wenn ich das tue, dann..)

Depression - ein tiefes Gefühl von Traurigkeit und Verlust

Akzeptanz - die allmähliche Annahme der Realität und ein Blick nach vorn



Da dieses Modell oft als zu linear kritisiert wird, hier noch das 'oszillirende' Modell von Margaret Stroebe und Henk Schut.


Verlustorientierung - Konfrontation mit den Emotionen des Verlustes, wie Schmerz, Traurigkeit und Erinnerungen

Wiederherstellungsorientierung - Fokus auf die Anpassung an das Leben ohne die verlorene Person oder Sache (neue Aufgaben, soziale Rollen)


Es ist eine Bewegungsfolge von - weg von und hin zu.

Wie die Salutugenese erklärt ein Kontinuum. Wir bewegen uns während unseres Lebens immer zwischen zwei Polen. (z.B. Gesundheit-Krankheit; weg von-hin zu)


Sich diesen Prozess einzugestehen und uns ihm auch hinzugeben hat für mich viel mit innerer Stärke zu tun.

Es geht nicht darum, in der Trauer zu versinken und zu ersticken, doch ihr Würdigung und Raum zu geben.


Hier sei noch einmal erwähnt das auch das aktive: - Ich suche mir Hilfe - eine wichtige Möglichkeit ist.

Es gibt sowohl Sterbebegleitung, als auch Gesprächsrunden für Trauernde.

..und da ist es egal ob die Trauer einem zwei- oder vierbeinigen Lebewesen gilt.


..oder einfach das Reden mit Familie und Freunden.

Es geht um das wieder in Kontakt treten, denn auch für unsere Mitmenschen ist das Thema Trauer nicht leicht und wird daher gern gemieden.


Doch auch da, wie oben erwähnt, das eizig Sichere bei unserer Geburt ist:


Das wir diesen Körper wieder verlassen werden. Ob uns das nun gefällt oder nicht.


Bin ich davon überzeugt, würden wir mehr über den Tod reden, bestünde die Möglichkeit ihm den großen Schrecken zu nehmen.

Es gibt die vielen Menschen die eine so genannte Nahtoderfahrung gemacht haben und all diese Menschen sprechen von einem friedvollen Zustand. - Da wo sie waren.


Was bleibt außer der Erinnerung?


Sicher hängt es von deinem Glauben ab, hängt es ab von dem was du erwartest.


Allerdings gibt es ein Experiment von Duncan MacDougall aus dem Jahre 1907.

Dieser hat Sterbende auf einer Waage plaziert und nach dem Tod einen Gewichtsverlust von 21 Gramm festgestellt.

Dieses Phänomen wurde als:


Das Gewicht der Seele

bezeichnet und wurde in der heutigen Zeit widerlegt, als ausschließlich physiologischen Prozess.


Mir selbst gibt dieses Phänomen Vertrauen, ein bisschen Futter für meinen Verstand, der alles erklärt haben möchte.


Doch vor allem mein Herz weiß, es gibt ein Wiedersehen und es gibt einen Ort an dem all die 'scheinbaren' Leiden dieser Welt zur Vergangenheit gehören.





Jeden Sonntag gibt es die Erinnerung an das geschälte Ei.

Manchmal gibt es dabei Tränen, manchmal ein Lächeln und eine Geschichte dazu.


und jede diese Erinnerungen ist auf ihre Art schön und befreiend.

Alles darf sein!


Es war eine außergewöhnliche Zeit.

Wir danken dir Mayra.


In liebender Erinnerung


Mario & Andrea





PS. Für all die Menschen die wirklich an nichts glauben hier ein paar Fragen die du dem Universum, oder dir selbst, stellen kannst:


Habe ich Verletzungen oder Schmerzen, die mich daran hindern zu akzeptieren, das ich (von der Quelle) geliebt werde?

Falls ja, was muss ich tun und wissen, um diesen Schmerz für mich zu heilen und mich für diese Liebe zu öffnen?

Wie wird sich mein Leben ändern, wenn ich ganz und gar annehme, bedingungslos geliebt zu sein?

Bitte gib mir ein Bild, was mir das erklärt!


In bedingungsloser Liebe & Wertschätzung!

Liebe ist alles!


Ich schicke dir eine liebevolle Umarmung.


Agape

Andrea

2 Comments


cschich
Nov 28, 2024

Vielen Dank!



Edited
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Frank Fiedler
Frank Fiedler
Nov 28, 2024

Wundervoll ❤️

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